Miteinander statt Gegeneinander

architecture building church 3345442
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Der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in VS (ACK) möchte ich herzlich für ihr öffentliches Statement gegen den Antrag, dass die Stadt VS aus dem „Bündnis Seebrücke“ austreten solle, herzlich danken.

MEINUNG

Um so nachdenklicher empfinde ich es, das sich die Kirchen zu diesem ungewöhnlichen Schritt überhaupt veranlasst sahen. Ist es in unserem Gemeinderat nicht mehr selbstverständlich, dass man Menschen in Not Hilfe zukommen lässt, und wo diese nicht unmittelbar möglich ist, sich zumindest hierzu bekennt? Der Hauptadressat dürfte wohl ausgerechnet jene Fraktion sein, die das „christliche“ in ihrem Namen trägt und ebendiesen Antrag gestellt hat.

Ist dies wirklich die Überzeugung der CDU? Und mit wem möchte sie hierfür eine Mehrheit im Rat erlangen? Da wirkt auch die Rechtfertigungs-Argumentation von Herrn Hellstern und Herrn Sautter unglaubwürdig: „Wir wollen Politik für die Bürger machen. Dazu gehört auch, sich von ideologischen Scheuklappen zu lösen und bürokratische Hürden zu hinterfragen“. Ist das Bekenntnis zum Christentum nicht auch eine Ideologie? Und was hat dies mit Bürokratieabbau zu tun?

Aber scheinbar verfügen immer nur die Anderen über eine Ideologie, im Gegensatz zum „gesunden Menschenverstand“ der den Anderen stets abgesprochen wird. Als bekennender Grüner kann ich von mir sagen, dass ich dieser Partei nicht trotz meines christlichen Glaubens beigetreten bin, sondern gerade aufgrund meines christlichen Weltbildes. In der Politik darf gerne jeder seine eigene Meinung haben und vertreten. Für das Wohl der Stadt, und somit dem Wohl all seiner Bürgerinnen und Bürgern, sollte jedoch stets eine möglichst große Schnittmenge aller Interessen gefunden werden.

Vielleicht sollten wir uns nochmals die jüngst vielbeachtete Kanzelrede eines Politikers muslimischen Glaubens in der Stadtkirche St. Johann in Donaueschingen vor Augen halten: Der „Kompromiss als Lebenselixier der Demokratie“.

Ziehen wir in Betracht, dass auch der Andere – zumindest in Teilen – Recht haben könnten. Wagen wir mehr Miteinander, satt Gegeneinander.

Olaf Wuttge-Greimel
Dr. Ulrike Salat | Joachim von Mirbach

(Dieser Meinungsbeitrag erschien auch als Leserbrief im Schwarzwälder Bote am 30.5.2025.)

Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln – ähnlich wie Leserbriefe – nicht unbedingt die Meinung des Kreisverbandes wieder, sondern sind als individuelle Beiträge zum Diskurs zu verstehen.